Was ist ein Erbvertrag?
Der Verfügende kann in einem Erbvertrag bestimmen, wer welche Güter nach seinem Tod erben soll. Es handelt sich nicht um eine einseitige Verfügung, sodass eine solche Nachlassplanung die Erben involviert. Besonders ist, dass durch einen Erbschaftsvertrag vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden können. So ist es möglich, den Pflichtteil zu umgehen oder einen Erbanspruch an bestimmte Bedingungen zu knüpfen. Andererseits ist diese Art der Erbschaftsplanung mit Vorsicht zu geniessen, da Änderungen nicht einseitig möglich sind.
Man unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei Arten von Erbverträgen:
- Positiver Erbvertrag: Anspruch auf einen Teil des Erbes
- Erbverzichtsvertrag: Verzicht auf das gesamte Erbe (auch Pflichtteil möglich) ohne Gegenleistung. Alternativ mit Gegenleistung (Erbauskauf)
Vor- und Nachteile von Erbverträgen
Wenn Sie darüber nachdenken, einen Erbvertrag zu schliessen, sollten Sie die Vorteile und Nachteile gegeneinander abwägen.
Vorteile des Erbvertrags:
- Der Erbvertrag ist verbindlich für alle Vertragsparteien
- Erben und Erblasser können sich sicher sein, dass die einstmals getroffenen Bestimmungen eingehalten werden.
- Eine Anfechtung des Vertrags ist schwierig, da das Dokument durch einen Notar beurkundet wurde – unter Anwesenheit von zwei Zeugen.
- Mit dem Erbvertrag kann man Pflichtteil Ansprüche umgehen (Erbverzichtsvertrag)
Nachteile des Erbvertrags:
- Für das Erstellen und Beurkunden des Vertrags können Kosten anfallen.
- Der Erbvertrag kann nicht jederzeit einseitig geändert werden.
- Wenn Sie Ihre Erbschaft anderweitig planen möchten, müssen alle Parteien zustimmen.
- Die Partei, die durch eine Änderung Nachteile erfahren würde, wird selten unkompliziert seine Zustimmung erteilen, was zu einem Problem werden kann.
Wann ist ein Erbvertrag sinnvoll?
Ob der Erbschaftsvertrag die passende Verfügungsform ist, hängt von Ihrer individuellen Situation ab. Nicht immer müssen Sie einen Erbvertrag schliessen – teilweise bietet ein Testament sogar mehr Gestaltungsspielraum. Das liegt vor allem daran, dass ein eigenhändiges Testament jederzeit einseitig geändert oder sogar widerrufen werden kann. Der Testator ist mithin flexibler. Eine typische Konstellation, in welchen Erbverträge probate Mittel sind, kann sein:
- Erbvertragspflichtteil umgehen: Wenn Eltern sich gegenseitig als Alleinerben bestimmen möchten, dann steht diesem Wunsch der Anspruch auf den Pflichtteil der Kinder entgegen. Um den Pflichtteil zu umgehen, müssen die Kinder aktiv auf das Erbe verzichten. Dieser Verzicht wird rechtlich gesehen in einem Erbvertrag erklärt – man nennt diese Art von Vertrag Erbverzichtsvertrag / Erbauskauf.
Der Erbvertrag wird auch dann eingesetzt, wenn der Erblasser bestimmten Personen einen Teil des Erbes verbindlich zusichern möchte. Beispielsweise einem Freund, der im Erbschaftsvertrag dazu verpflichtet wird, den Verfügenden im hohen Alter zu pflegen. Ausserdem bietet sich ein Erbvertrag an, wenn die Nachfolge im Unternehmen geregelt werden soll. Die Unternehmensfolge lässt sich im Vertrag eindeutig planen und an Bedingungen knüpfen.